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Vortragsabend "Vorbeugemaßnahmen gegen das genozidiale Verbrechen im 21. Jahrhundert anhand der Faktenanalyse und Zeitzeugenberichte"

12-11-2015
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Am 02. November wurden die Veranstaltungen im Rahmen der Deutsch-Armenischen Kulturtage in Berlin 2015 mit dem Vortragsabend zum Thema "Vorbeugemaßnahmen gegen das genozidiale Verbrechen im 21. Jahrhundert anhand der Faktenanalyse und Zeitzeugenberichte" in Zusammenarbeit mit der Armenischen Kirchen- und Kulturgemeinde Berlin e.V. abgerundet. Die Kulturtage erreichten an diesem Tag ihr tiefgründiges Erkundungsziel im Sinne 100Jahre Völkermord an den Armeniern. Zum Gastvortrag waren Prof. Dr. Ashot Melkonyan, Mitglied der Akademie für Wissenschaften und Direktor des Geschichtsinstituts der Republik Armenien, General-Major der Armenischen Streitkräfte Artur Simonyan, Kommandeur der Armenischen Friedenstruppen, und Moderatorin Frau Dr. Annemarie Braun im Rathaus Charlottenburg-Wilmersdorf eingeladen. Der Abend begann mit der Premiere des Audio-Video-Clips "Aufruf zur Einigkeit" (Wort und Musik: Srbuhi Martirosyan). Die Aufnahmen dieses Clips erfolgten im Studio und an verschiedenen Orten Berlins. Es stellte den Geschichtsablauf der Armenier in Gegenwart dar und resultierte sich in den Gedanken, dass nur die Einigkeit und Bündelung der Kräfte zu einem Ausweg aus schwierigsten Situationen möglich wäre. Der o.a. Videoclip galt als Leitbild für die Deutsch-Armenischen Kulturtage und wurde als Symbol und Leitfaden bei der Assoziierung der Letzteren bilden. Der Vorstand des AEAE e.V. bedankt sich beim Deutschen Auswärtigen Amt u.a. für die Ton- und Bildaufnahme des o.a. Liedes. Im Anschluss richtete der Vertreter der armenischen Botschaft in Deutschland Herr Davit Grigoryan sein Grußwort an die eingeladenen hochwürdigen Gäste und BesucherInnen. Den Abend umrahmte der Opernsänger Artak Kirakosyan künstlerisch! Der Hauptredner des Abends Herr Professor Ashot Melkonyan führte vor Beginn des Vortragsabends Abschnitte aus einem Dokumentarfilm, wie er und sein Team den Berg Ararat bestiegen, dort die armenische Fahne platzierten und heimatländische Lieder sangen. Die ZuschauerInnen konnten bewegende Momente in diesem Film ansehen.  

 

Nach einer kurzen Einführung der Moderatorin hielt Professor Melkonyan seinen Vortrag über das Thema "Vorbeugemaßnahmen gegen das genozidiale Verbrechen im 21. Jahrhundert anhand der Faktenanalyse und Zeitzeugenberichte", dessen Inhalt in einer kurzen Expose nachstehend erläutert wird. In unserem Videoarchiv unten finden Sie die YouTube-Links zum ganzen o.a. Vortrag:   "Tötungen aus ethnisch-nationalen Gründen waren in der Weltgeschichte seit Urzeiten bekannt. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschäftigte sich die Weltöffentlichkeit nicht mit der Vorbeugung der Vernichtung von ethnischen oder ethno-religiösen Gesellschaften, nicht einmal mit der Problematik, sie zu verurteilen und zu bestrafen. Noch mehr: Um solchen Erscheinungen vorzubeugen, wurden bis dato keine Mechanismen geschaffen. In Pariser Konferenz von 1919 während der Besprechung der Armenischen Frage mussten die Machthaber der Großmächte beim Zeichnen der Grenzen des künftigen armenischen Staates auf die Notwendigkeit Rücksicht nehmen, die armenische Ethnie vor totaler Ausrottung zu retten.  

Deshalb war es kein Zufall, dass die Oberhäupte der Länder von Entente durch den Vertrag von Sèvres am 10. August 1920 und durch den Rechtsbeschluss vom US- Präsidenten Woodrow Wilson am 22. November des gleichen Jahres das Recht des armenischen Volkes über die meisten infolge des Genozids an den Armeniern entleerten Gebiete des Westarmeniens anerkannten. Leider unternahmen die Siegermächte keine praktischen Schritte, um die Folgen des Völkermordes an den Armeniern zu beseitigen und die Schuldigen zu bestrafen, was auch den Holocaust im Zweiten Weltkrieg zur Folge hatte. Im Jahr 1965 zum 50. Jahrestag des großen Verbrechens gegen die Armenier verabschiedete sich Uruguays Parlament eine Resolution, die auch den internationalen Anerkennungsprozess des Völkermordes an Armeniern einleitete. Beunruhigt durch die Internationalisierung dieses Problems erwiderten die türkischen politischen und sozusagen "wissenschaftlichen" Kreise mit einer politischen Richtlinie der Leugnung: Solche Ereignisse hätten im Ersten Weltkrieg gar nicht stattgefunden, und die armenische Seite fälsche die Realität aus politischen Ambitionen. Dennoch erkannten über 2,5 Dutzend Länder der Welt, der Papst und verschiedene Weltorganisationen den Völkermord an Armeniern bis zum Jahr 2015 an. Doch haben diese Anerkennungen bislang zu keiner Aufarbeitung der Folgen des Völkermordes und zu keinen Entschädigungen an die Nachfahren der Opfer geführt, sondern waren lediglich eine Art moralische Unterstützung für das armenische Volk. Über einhundert Jahre musste das armenische Volk sowohl gegen die türkische Leugnung, als auch für Konzessionen kämpfen. Bis heute wurde eine Fülle von Forschungs-, Archiv-, Dokumentarliteratur und Memorandum von armenischen und internationalen Autoren veröffentlicht. Dank dieser Arbeiten wurden immer mehr Kreise der Weltöffentlichkeit über den Genozid informiert, ein Umstand, der ein Zankapfel zwischen dem Erlangen der Anerkennung und der Konzessionen ist, aber auch für die Vorbeugung den gleichen Verbrechen gegen die Menschheit, um das Leben auf dem Planeten Erde sicherer zu machen. Auf jeden Fall bleiben noch viele ungelöste Probleme um den Völkermord an den Armeniern. Die Weltöffentlichkeit hat noch nicht die genozidialen Handlungen der aserbaidschanischen Mächte in Sumgait, Kirowabad, Baku, Landkreis Getaschen, Bezirk Schahumian und anderen Orten Berg-Karabachs im Zuge der Karabach-Bewegung und des Krieges vom 1988 bis 1994 verurteilt. Viele Augenzeugen sowohl armenischer als auch nicht armenischer Abstammung bezeugen diese Tatsachen und bringen eine Menge Beweismaterial vor. Die Republik Armenien bleibt nach wie vor in einer Blockade seitens der Türkei und Aserbaidschan. Die Gefahr für die Armenier, physisch vernichtet zu werden, ist noch nicht vorbei. Insbesondere wird der Zustand um Berg-Karabach Tag für Tag brenzliger. Aserbaidschan ist nicht nur keineswegs bereit, das Selbstbestimmungsrecht der Armenier in Berg-Karabach anzuerkennen, sondern neigt immer mehr zur Lösung dieses Konflikts mit herkömmlichen Methoden auf militärischem Weg. Aus diesem Grund ist es notwendig,  der Weltgesellschaft über diese Probleme zu berichten, um die internationalen Bemühungen in diese Richtung zu lenken, das Recht der Armenier in Karabach auf Freiheit anzuerkennen, um dort neuen genozidialen Schritten  vorzubeugen." Prof. Dr. Ashot Melkonyan  Բանախոսություն

In der langen Pause hatten die ZuhörerInnen Möglichkeit, am Buffet die Gastredner besser kennenzulernen und in einer lockeren Atmosphäre nähere Fragen über das Thema an sie zu stellen.

 

Nach der Pause berichtete der Brigadegeneral der Armenischen Friedenstruppen ISAF über die Friedensmissionen der armenischen Streitkräfte in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundeswehr in Afghanistan. Unter den Aufgaben, neben dem Aufbau der Infrastruktur, sowie neben der Bewahrung der Stabilität in den Missionsländern, ist auch wichtig Sicherheit der Bevölkerung vor Ort zu gewährleisten, was unter den Vorbeugemaßnahmen gegen das genozidiale Verbrechen zu verstehen ist, so der General Simonyan. Er betonte auch die Wichtigkeit des kulturellen Austausches zwischen den in den Missionsländern dislozierten Truppen, die unterschiedlicher Nationalitäten sind.Über die Kultur können sie einander leichter kennenlernen und besser verstehen, wie z.B. nachdem die armenischen Soldaten in Kosovo den Berd-Tanz aufführten, interessierten sich viele Kameraden aus anderen Missionstruppen für das Land Armenien und für seine Traditionen, sagte Herr Simonyan. Mehr darüber finden Sie nachstehend im Videoarchiv mit dem Link zum YouTube.  

Die Moderatorin Dr. Annemarie Braun nutzte die kleine Zwischenzeit, um ihre Eindrücke von insgesamt 7 Reisen nach Armenien, 5 davon nach Karabach, mit den TeilnehmerInnen an diesem Abend zu teilen. Sie "steckte" mit ihrer Begeisterung über Arzach und seine Leute eigene in New-York studierenden beide Töchter an, so dass die Letzteren ihren Urlaub dauerhaft in Karabach verbringen wollten. Anschließend zog der Vorsitzender des AEAE e.V. Herr Minasyan eine Bilanz der Kulturtage, bedankte sich bei allen Schirmherren, Unterstützern, Helfern und Besuchern der Deutsch-Armenischen Kulturtage in Berlin 2015, insbesondere bei der Armenischen Kirchengemeinde in Berlin und beim Rathaus Charlottenburg/Wilmersdorf, das den Festsaal zum Vortragsabend zur Verfügung stellte, und verabschiedete sich von ZuschauerInnen.  

 

VIDEOARCHIV  

https://www.youtube.com/watch?v=5PwxiwKHsj4 (Tenor Artak Kirakosyan: "Mit meiner Heimat")

https://www.youtube.com/watch?v=jUiz_rymV40 (I. Teil des Vortrags vom Prof. Dr. Ashot Melkonyan, Direktor des Geschichtsinstituts der RA)

https://www.youtube.com/watch?v=D7tNCIjsYmo (II. Teil des Vortrags vom Prof. Dr. Ashot Melkonyan, Direktor des Geschichtsinstituts der RA )

https://www.youtube.com/watch?v=mh4RRKIUr1g (III. Teil des Vortrags vom Prof. Dr. Ashot Melkonyan, Direktor des Geschichtsinstituts der RA)

https://www.youtube.com/watch?v=y70EZIrX0FU (IV. Teil des Vortrags vom Prof. Dr. Ashot Melkonyan, Direktor des Geschichtsinstituts der RA)

https://www.youtube.com/watch?v=AF421M6DdXM (Tenor Artak Kirakosyan: "Wie ein Adler")

https://www.youtube.com/watch?v=FpwoTU4b6Rk (General Artur Simonyan, Berichterstattung über die Missionen der armenischen Friedenstruppen)

https://www.youtube.com/watch?v=C1899j72siU (Moderation des Vortragabends: Dr. Annemarie Braun)

 https://www.youtube.com/watch?v=fAhkX7uPfLY&feature=youtu.be (Bilanzziehung der Kulturtage, Mikayel Minasyan- AEAE e.V.)