IMG-LOGO

Das Leben und Schaffen des prominenten Politikers Vahan Hovhannesyan: Rückblicke.

25-02-2015
IMG

Am 15. Februar 2015 fand eine Seelenmesse für Herrn Vahan Hovhannesyan, Botschafter der Republik Armenien in Deutschland statt. Im Anschluss der Seelenmesse hielt die Doktorandin an der Universität Hamburg, Historikerin Frau Manushak Markosyan eine Rede über das Leben und Schaffen des prominenten Politikers in der Luisenkirche in Berlin-Charlottenburg. An der Gedenkveranstaltung war die Witwe des Verschlafenen, Frau Hovhannesyan, anwesend. Nachstehend- der Inhalt der Andachtsrede.  

 

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde,   Heute gedenken wir eines großen Politikers. Über ihn hier zu sprechen, ist eine besondere Ehre für mich. Vahan Hovhannesyan war Politiker, Diplomat, Publizist, Pädagoge und Archäologe. Er wurde 1956 in Jerewan in eine Familie hineingeboren, die anders dachte und handelte als die offizielle Sowjetunion. Er war Sohn eines Dissidenten, der aus einer Reise in den Westen nicht mehr nach Sowjetunion zurückkehrte. Das war eine schwere Last für die Familie.

Sie wurde überwacht, behelligt, schikaniert. Nachdem  er im Jahr 1973 die Schule abschloss, wurde er in die W.-Brüssow-Sprachhochschule immatrikuliert. Er unterbrach dann sein Studium und reiste nach Moskau. 1978 schloss er in Moskau das Studium an der Staatlichen Pädagogischen Universität ab. Nach seinem Studienabschluss zog Vahan Hovhannesyan vor, in die Heimat zurückzukehren und in einem Dorf als Lehrer zu arbeiten.

Er unterrichtete Geschichte, Literatur und Russisch. Nachdem er 1980 den Militärdienst quittierte und in Jerewan zurückkehrte, wollte er seiner Lieblingsbeschäftigung als Doktorand im Fach "Mittelalterliche Geschichte" nachgehen. Die damaligen Universitätsleiter wiesen ihn aber ab. Niemand wollte sein Doktorvater werden. Vahan Hovhannesyan ging dann der Archäologie nach, die ihn begeisterte. Von 1980 bis 1989 arbeitete er im Museum "Erebuni", und ab 1989 war er im Institut für Archäologie und Ethnologie  an der Akademie der Wissenschaften in Armenien tätig. Seine wissenschaftliche Laufbahn sollte mit Promotion und Habilitation gekrönt werden. Doch kam es nicht dazu: Der Freiheitskampf von Karabach brach aus, die Sowjetunion brach zusammen, Armenien wurde eine freie und unabhängige Republik. Mit Elan und Verve stürzte er sich in die gesellschaftlich-politische Erneuerung des Landes.

Er trat 1989 der „Armenischen Revolutionären Föderation- ARF“ bei. Schon ein Jahr später wählte die Partei ihn zum Mitglied des Zentralen Komitees der ARF. Auch an den Freiheitskämpfen in Karabach nahm er teil. Sein politisches Engagement führte ihn ins Parlament. Im Jahr 1999 wurde Vahan Hovhannesyan zum Abgeordneten der Nationalen Versammlung der Republik Armenien gewählt. Er wurde Vorsitzender des Parlamentsausschusses für Verteidigung, nationale Sicherheit und innere Angelegenheiten.

Er brachte sein Wissen und diplomatisches Können auch in außenpolitische Angelegenheiten ein. Er genoss hohes Ansehen bei seinen inländischen und ausländischen Kollegen. Vahan Hovhannisyan leitete die erste armenische Delegation auf der Konferenz der NATO und auf dem OSCE- Gipfel. Er wurde zum Co-Vorsitzenden der interparlamentarischen Ausschüsse Armenien-Russland und Armenien-Weißrussland. Im Jahr 2008 kandidierte er für das Amt des Präsidenten der Republik Armenien. Das Land gerechter und sozialer zu gestalten, war seine Leitidee. Doch verlor er die Wahlen. Die Niederlage war nicht seine letzte politische Station.

Sein Weg führte ihn nach Europa, wo er den Posten des außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafters der Republik Armenien in der Bundesrepublik Deutschland übernahm. Vor seinem "Untergang" machte Vahan Hovhannesyan in seiner Weisheit Gedanken über jenen "Untergang", den man stoppen sollte, und dadurch übermittelte er an uns seinen Rat und seine Botschaft zu weiteren Überlegungen: ja, die Heimat gibt jedem von uns Schuldscheine, selig seien aber diejenigen, die in die Welt kommen und  aus der Welt gehen, nachdem sie ihre Schuld "so viel" und auf diese Art und Weise "beglichen“ hätten... In großer Dankbarkeit verneigen wir uns vor Vahan Hovhannesyan. Wir werden sein Andenken in unseren Herzen tragen.  

 

Manushak Markosyan

Doktorandin an der Universität Hamburg        

Gallerie