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„Zwei „Wahrheiten“ in der Musik“: Klassik und Jazz zum 100. Jubiläum vom staatlichen KOMITAS-Quartett aus Armenien

18-05-2024
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Am 18. Mai 2024 hat im Kulturhaus Karlskorst in Berlin das Konzert „Zwei Wahrheiten in der Musik. Klassik und Jazz gewidmet dem 100-jährigen Jubiläum des nationalen Komitas-Quartetts aus Armenien“  stattgefunden.

 

Mikayel Minasyan, der erste Vorsitzende des Verbandes der Europäischen und Armenischen Fachleute e.V. (AEAE) hat zuerst die Gäste begrüßt und den Schirmherren, Martin Schäfer, Bezirksbürgermeister von Lichtenberg, und Prof. Dr. Martin Petzold, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Kulturhauses und des Kulturvorstandes von Lichtenberg für ihre Unterstützung herzlich gedankt. Ohne diese Hilfe, so Minasyan, hätten weder dieses Konzert noch die Deutsch-Armenischen Kulturtage insgesamt stattfinden können.

 

Danach hat er geschildert, wie die Idee zu dieser Veranstaltung entstanden ist. Ziel sei es, der klassischen Musik des berühmten armenischen Komponisten Komitas mit Elementen aus Jazzmusik neue Impulse zu geben. Ob dieses Experiment gelungen sei, müsse das Publikum beurteilen. 

 

Anschließend hat der Bezirksbürgermeister das Wort ergriffen und Herrn Minasyan als Ausrichter für seine Arbeit gedankt. Es sei für ihn eine große Freude, heute gemeinsam mit Ihm hier zu sein und die Deutsch-Armenische Kulturwoche zu genießen. In der Musik spiele die Sprache keine Rolle mehr. Musik verbinde die Menschen miteinander und löse in ihnen Gefühle aus, die kaum mit Worten wiedergeben werden könnten. Musik bewege unsere Herzen und erfreue uns. Dass sie die Menschen weltweit miteinander verbinde, sei vielleicht der einzige Gottesbeweis. Wenn es Musik gäbe, dann müsse es auch Gott geben. Er freue sich auch darüber, dass diese Kulturwochen inzwischen zum festen Bestandteil des Lichtenberger Kulturlebens gehörten. Es sei schön, gemeinsam Kultur zu betreiben und Menschen innerlich zu bereichern.

 

Danach ist Martin Petzold unter Applaus auf die Bühne gekommen. Denn er hat einen großen Anteil an der Entstehung und Entwicklung dieser Kulturwochen. Gleich zu Beginn hat er betont, dass diese Kulturwochen bedeuteten, voneinander zu lernen und die Kultur Armeniens besser zu verstehen. Sein Dankeswort hat er insbesondere an Mikayel Minasyan gerichtet, der gemeinsam mit seinen Mitstreitern seit Jahren diese Kulturwochen ehrenamtlich veranstalte. Deshalb verdiene er einen kräftigen Applaus. Als Kind habe er, so Petzold, die Musik von Komitas im Elternhaus, vor allem bei seiner Mutter (Alina Martirosyan 09.12.2017) gehört. Er sei sicher, dass seine Mutter jetzt aus dem Himmel hinabschaue und sich über diese Veranstaltung freue. Leider, so Pätzold weiter, habe Deutschland Armenien nicht immer die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt. Schön, dass die Lage sich jetzt nach und nach verändere und selbst hier die armenische Kultur an Bedeutung gewönne. Er hat dann Herrn Guido Richter Schule dafür gedankt, dass er seine Räumlichkeiten der armenischen Sonntagsschule zur Verfügung gestellt hat. Auch er habe einen kräftigen Applaus verdient. Mikayel, so Pätzold weiter, habe mit so einer großen und bislang einmaligen Begeisterung von diesem Abend gesprochen, dass auch er heute hier sei. Zum Schluss hat Martin Pätzold die Gäste eingeladen, Armenien zu besuchen und vor Ort die armenische Kultur kennenzulernen. Er hat das Publikum auch darüber informiert, dass es jetzt einen Direktflug zwischen Berlin und Jerewan gibt – ein Projekt, woran auch Mikayel, der armenische Botschafter und er selber mitgewirkt hätten. Diensttags und freitags könnten Interessierte direkt nach Armenien fliegen und in dreieinhalb Stunden Jerewan landen. Er hat das Publikum ermuntert, dieses Angebot zu nutzen.

 

Nach diesen Grußworten konnte das Publikum in einem Film die 100-jährige Geschichte des Komitas-Quartetts kennenlernen, seinen Weg und seine Bedeutung. Selbst im Kalten Krieg hat dieses Ensemble mit seinen Musikern und Auftritten weltweit zur Völkerverständigung beitragen und friedensstiftend gewirkt. Anschließend sind die Mitglieder des Quartetts und des Jazz-Trios auf die Bühne gekommen - Professor Edvard Tadevosyan, künstlerischer Leiter, erste Geige, Frau Suzi Yeritsyan, zweite Geige, Professor Aleksandr Kosemyan, Alt und Angela Sargsyan, Cello, Areg Arustamyan, Klavier, Grisha Simonyan, Bassgitarre und Roman Muscheghyan, Schlagzeug. Sie haben die Miniaturen von Komitas-Aslamazian klassisch und jazz aufgeführt und neue musikalische Impressionen beim Publikum hinterlassen: Classic goes jazz und jazz goes classic. Über 20 bekannte Stücke konnten so einen begeisternden Klang entfalten. Bereits während der Pause hat man gespürt, wie diese Musik die Menschen mitgenommen hatte. Frau Sylvia Schorr, Mitarbeiterin des Kulturhauses Karlshorst, meinte sogar, so etwas habe sie noch nie gehört; die Musik ertöne aus dem Himmel, als ob sie eine göttliche wäre. „Mikayel, ich beglückwünsche dich und deinem Team; es war mir eine große Freude. Ich habe Jazz neu entdeckt, auch wenn ich immer schon Jazz geliebt habe.“, so Vano Tsitsikashvili aus Tiflis. Und das älteste Mitglied der armenischen Gemeinde zu Berlin, Arsen Manukian: „Das war ein Wunder. So etwas habe ich bislang noch nicht erlebt“ und Frau Dr. Claudia Volmary hat den Wunsch geäußert, nach Armenien zu fahren und so ein Konzert vor Ort zu erleben.

 

Die Veranstaltung ist erst am späten Abend zu Ende gegangen. Viele Besucher sind noch im Konzertsaal geblieben, um den Musikerinnen und Musikern persönlich zu dieser Musik zu gratulieren: unerklärlich, tief und attraktiv.

 

Wir erinnern Sie kurz über das staatliche KOMITAS-Quartett aus Armenien:

„Dieses Quartett ist im Januar 1925 gegründet worden. Das erste Musikstück, an dem die jungen Musiker arbeiteten, war Beethovens Quartett Nr. 1. Die Uraufführung fand am 1. März 1925 statt.

In den Jahren 1925-1931 konzertierte das Quartett Konzerte in Sowjetarmenien und in anderen Städten der UdSSR.

1932, als Archimandrit Komitas noch lebte, nannte die Regierung der armenischen SSR das Quartett nach dem großen armenischen Musiker.

1936 gewann das Quartett den Wettbewerb der Komponistenunion der UdSSR und zwei Jahre später den ersten Preis im allsowjetischen Streichquartettwettbewerb.

Weltberühmte Musiker, wie S. Richter, M. Rostropovich oder E. Gilels traten mit dem Quartett auf.

Das Komitas-Quartett war das erste sowjetische Ensemble, das nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs  Konzertreisen ins Ausland unternahm.

Die musikalische Meisterschaft des Quartetts hat das Publikum in den USA, Kanada, Japan, Österreich, England, Norwegen, Deutschland und anderen Ländern fasziniert“.

 

Die Gruppe Jazz-Trio ist seit mehr als 6 Jahren tätig und arbeitet mit verschiedenen Interpret:innen zusammen: Ilona Sagieva, Lusine Arakelyan, Zara Markosyan; sie spielt auch eigene Werke im Ethno-Jazz-Stil. Die Gruppe hatte auch mehrere Auftritte im Ausland.

Der Link ist https://www.facebook.com/MalkhasClub/videos/914182622895380  

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Nachstehend- mehr über die Interpreten vom Jazz-Trio:

Areg Arustamyan – Klavier
Seit rund 35 Jahren steht er auf der Profibühne. Er arbeitete als Musiker im nach Paronyan benannten Musical-Comedy-Theater, arbeitete in vielen Gruppen mit bekannten Sängerinnen und Sängern und trat in vielen Konzerten in verschiedenen Ländern auf.

Der Link ist https://www.facebook.com/areg.arustamyan.5

Grisha Simonyan – Bassgitarre
Seit rund 45 Jahren steht er auf der Profibühne. Er schloss sein Studium am Komitas-Konservatorium Jerewan in der Violinabteilung ab, beherrschte aber bereits während seines Studiums die Bassgitarre und setzte seine musikalische Karriere mit diesem Instrument fort. Er ist Gründer der Gruppe „Rally“, mit der er auch verschiedene Länder bereiste.

Roman Mushegyan – Schlagzeug
Die berufliche Tätigkeit dauert etwa ein Jahr. Er absolvierte die Jazzabteilung des Aznavour State College. Arbeitete in verschiedenen Gruppen als Schlagzeuger. Hatte auch Konzerte im Ausland.

Der Link ist https://www.facebook.com/profile.php?id=100004246897392

Armenische Musik ist nicht nur mit Klassik oder Ethnomusik in der Pop-Szene bekannt, sondern auch mit Jazz ist das Land schon seit früheren Sowjetzeiten aufgefallen. Über die Entstehung der Jazz-Musik finden wir in der Wikipedia folgende Auskunft:

„Jazz wird in Armenien seit den 1920er Jahren aufgeführt. In den 1930er Jahren entstanden Ensembles, die hauptsächlich Jazzmusik spielten. Das berühmteste davon hieß Tsolak Vardazaryans Orchester und gab Konzerte im Kino „Moskau“. Offiziell gibt es das erste Jazzkollektiv im Jahr 1938. Armenian State Jazz Orchestra unter der Leitung des Komponisten und Cellisten Artemi Ayvazyan, Dirigent Tsolak Vardazaryan.

In den 1950er bis 60er Jahren erfreute sich Jazz in Sowjetarmenien großer Beliebtheit. Überall traten Jazzbands auf. In dieser Zeit erlangten Levon Malkhasyans Jazzquartett, Armen Tutunjian, Artur Abramyan und Alexander Zakharyan Anerkennung; sie traten häufig in Yerevan auf und nahmen an gewerkschaftsübergreifenden Festivals teil. In den frühen 1970er Jahren traten neue talentierte Musiker auf: Davit Azaryan und Artashes Kartalyan, der Gitarrist Boris Andreasyan, der Pianist Mikayel Zakaryan, das Quartett von Armen Ter-Tadevosyan und das Ensemble unter der Leitung von Eduard Bakhchiyan.

Ab den 1970er Jahren erlangte das Armenian Jazz Orchestra große Anerkennung in der Sowjetunion. Das State Pop Orchestra of Armenia unter der Leitung von Konstantin Orbelyan war das erste Jazzorchester der UdSSR, das in die USA reiste. Armenische Musiker gaben 25 Konzerte in großen US-Städten. Constantin Orbelyan, der das Orchester 36 Jahre lang leitete, schaffte es, das Orchester von einem Amateur-Jazzensemble zu einem professionellen Kollektiv umzubilden. 1979 wurde Orbelyan der Titel Volkskünstler der UdSSR verliehen.

In den 1980er Jahren war Tatevik Hovhannisyan im sowjetischen Jazz sehr beliebt. Mit 11 Jahren begann sie im Fernseh- und Radioorchester Jazz zu singen und mit 17 Jahren trat sie als Solistin dem Orchester von Konstantin Orbelyan bei. Jahrelang wurde ihr der Titel der besten Jazzsängerin der Sowjetunion verliehen.

Anfang der 1990er Jahre konnte Konstantin Orbelyan aufgrund der schweren Wirtschaftskrise nach dem Zusammenbruch der UdSSR und dem Karabach-Krieg die Zusammenarbeit mit seinem Orchester nicht mehr fortsetzen und ging nach San Francisco.

1997 nahm das Orchester mit dem Namen „Armenia State Jazz Orchestra“ seine Arbeit unter der Leitung des Komponisten und Pianisten Armen Martirosyan wieder auf. Das Orchester tourte mehrfach durch die USA und europäische Länder, gewann mehrere nationale Preise und veröffentlichte zwei Kassetten.

Seit 2013 gibt es in Armenien viele Gruppen, die in verschiedenen Jazzrichtungen auftreten. Ethno-Jazz „Time Report“, Vahagn Hayrapetyans Jazz-Rock „Cats“, traditioneller Jazz „Chiko & Friends“, Fusion-Jazz „Art Voices“, Damen „Jazzel“ sowie „Ulikhanyan“, „NooZ“ Gruppen, Arto Tunjboyajyans weltberühmte „Armenian Navy Band“, die in den USA ansässige Ethno-Jazz-Gruppe Night Ark. Die berühmtesten Jazzmusiker Armeniens sind: Martin Vardazaryan, Levon Malkhasyan (Malkhas), Vahagn Hayrapetyan, Armen Tutunjian (Chico), Arto Tunjboyajyan, Armen Hyusnunts, Armine Sargsyan, Tigran Hamasyan, Harry Kesayan, Ashot Parunakyan, John Baboyan, Stepan Shakaryan, Ara Dinkjian und andere“.

 

Siehe den Link in armenischer Sprache: https://hy.wikipedia.org/wiki/%D5%8B%D5%A1%D5%A6%D5%A8_%D5%80%D5%A1%D5%B5%D5%A1%D5%BD%D5%BF%D5%A1%D5%B6%D5%B8%D6%82%D5%B4