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Kunstausstellung "Vier Lebenswege. Zwei Künstlerpaare in der Armenischen Tradition"

01-06-2016
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Die Ausstellung “Vier Lebenswege. Zwei Künstlerpaare in der Armenischen Tradition” hat der AEAE e.V. (Verband der Europäischen und Armenischen Fachleuten e.V.) initiiert. Die im Kulturhaus Karlshorst im Rahmen der Deutsch-Armenischen Kulturtage von 2016 ausgestellten Kunstwerke konnten in Berlin zusammengestellt werden; nur ein Bild haben wir  aus dem Moskauer „Niko“-Kulturzentrum ausgeliehen.

 

Bislang waren diese 30 Gemälde, Zeichnungen, Graphiken und Kleinplastiken nie in Erscheinung getreten. Erstmalig konnten wir im Kulturhaus Karlshort vier künstlerische Positionen miteinander vergleichen. Mariam Aslamazyan, Nikolai Nikogosyan, Harutyun Kalentz und Armine Kalentz wurden zwischen 1907 und 1920 geboren. Als bekannte “Einzelkämpfer” prägten und prägen sie die Entwicklung der armenischen Kunsttradition. Ihre Werke haben heute in den Museen Armeniens ihren festen Platz.

 

Die Armenier sind nicht nur eine antike Nation und eines der ältesten christlichen Völker; sie haben auch eine fast tausendjährige Diaspora-Erfahrung. Bei kulturellen Zäsuren und Entwicklungsschüben wird diese Daseinsform eines sehr früh globalisierten Volkes besonders sichtbar: Das erste gedruckte Buch in armenischer Sprache wurde vor fünfhundert Jahren in Venedig herausgegeben; später entstand die erste armenische Weltkarte in Amsterdam und die erste Zeitung erschien im achtzehnten Jahrhundert im fernen indischen Madras. Diese Kulturleistungen wurden nicht nur lokal wahrgenommen, sondern befruchteten die gesamte armenische Mini-Zivilisation. Vielleicht ist aus dieser Geschichte auch erklärbar, dass Sowjetarmenien als Teil der mächtigen UdSSR in den Sechzigerjahren eine unvergleichliche Blüte der Malerei erlebte und dass Berlin in den letzten Jahren zu einem wichtigen Anlaufpunkt für die Erforschung und die Präsentation der armenischen bildenden Kunst wurde. Das Interesse an armenischer Kultur und Kunst ist gestiegen. Die Gemeinde der Armenier in Berlin wuchs in den letzten zwanzig Jahren beträchtlich. Die staatlichen Kulturbeauftragten von Berlin-Lichtenberg stehen dieser Entwicklung mit großer Offenheit gegenüber, so dass sich gerade hier viele Armenier niedergelassen, eine Schule gegründet haben und regelmäßig die Eucharistie feiern. Auch kulturelle Feste bieten einen guten Anlass, die eigene Kultur weiter zu entwickeln und sie auch in einen Dialog mit anderen Kulturen einzubinden.

 

Ein wichtiger Impuls für die Konzeption dieser Ausstellung stammt vom Projektraum “InteriorDAsein” in Berlin-Wedding, der seit 2008 mehrere Ausstellungen in eigenen und fremden Räumen realisiert hat und eine einzigartige Sammlung zeitgenössischer armenischer Kunst beherbergt. Aus dieser Sammlung wurde 2015 während der ersten Deutsch-Armenischen Kulturtage, bei denen die bildende Kunst zusammen mit Konzerten und Lesungen einen Schwerpunkt bildete, einen Überblick über die “Subtile Abstraktion” in der armenischen Kunst ebenfalls im Kulturhaus –Karlshorst gezeigt. Mit zahlreichen Kunstwerken von fast 30 Künstlern armenischer Abstammung aus Argentinien, den USA, aus Kanada, Schweden, Frankreich, Russland, Armenien und Deutschland ging diese Ausstellung erstmalig den Spuren des armenischen Abstraktionismus in der bildenden Kunst nach. Diese Ausstellung 2015 stützte sich auf einige Leihgaben aus Deutschland, Frankreich und Armenien und überraschte durch Reichtum und Authentizität. Der Abstraktionismus in der Malerei wird heute mehr als früher akzeptiert, auch deshalb, weil Arshile Gorky als Völkermordüberlebender, der in die USA emigriert war, heute als ein wichtiger “Felsen” der  internationalen Kunstgeschichte gilt und der Wegbereiter des abstrakten Expressionismus gewesen ist.

 

Gleichzeitig wird die Frage nach “klassischer” Malerei immer wieder ausdrücklich gestellt, da die Armenier, auch hier in Berlin, die figurative, realistische Darstellung lieben und oft vermissen. Trotz einer gewissen “Ikonen-Scheu” gab es ja eine lange Tradition illustrierter Bücher, und seit dem neunzehnten Jahrhundert wird dieses Interesse vor allem durch bürgerliche Intellektuelle gepflegt.

 

Es bleibt eine vorrangige Aufgabe, eine Gesamtschau der armenischen Malerei auszurichten. Das können wir in unserer Ausstellung “Vier Lebenswege. Zwei Künstlerpaare in der Armenischen Tradition” nicht leisten. Wir konzentrieren uns auf vier zeitgenössische Künstler und nähern uns auf diesem Weg der Tradition der figurativen Malerei. Gleichzeitig wollten wir Werke von zwei Künstlerpaaren zeigen, die zur vorangegangenen Generation gehören. Bei der Vorbereitung unserer Ausstellung wurde uns bewusst, dass dies ein Forschungsprojekt für mehrere Jahre ist. Daher die diesjährige Konzentration auf zwei Künstlerpaare und vier Lebenswege der “Klassiker”. Das schöpferisch Gesamtbild jüngerer Künstler nachzuzeichnen, bleibt den kommenden Jahren überlassen.

 

Das tragende Thema dieser Ausstellung ist die Verflechtung zweier Schulen des Realismus. Alle vier Künstler haben kompromisslos in einem jeweils eigenen Stil gearbeitet und dennoch haben sich gegenseitig beeinflusst. Obwohl sie als “Formalisten” viel Kritik einstecken mussten, haben sie maßgeblich zu einem unverkennbaren Stil der armenischen bildenden Kunst beigetragen. Die Verdichtung in der tradierten Formensprache der Gegenständlichkeit hat sich bei Mariam Aslamazyan und Nikolai Nikogosyan nach ihrer Ausbildung in Russland entwickelt. Sie hat sich auch bei Harutyun und Armine Kalentz aus dem Verlangen heraus gebildet, eine eigene nationale “malerische Sprache” in großer Vielfalt zu entwickeln und eine offene Farbigkeit als Konstruktionsmittel der Bildtiefe zu erreichen. Die Lebenswege des letzteren Künstlerpaars sind beispielhaft unkonventionell: Harutyun und Armine Kalentz haben sich entschieden, im Jahr 1946 aus der Diaspora im Libanon und in Syrien in die Sowjetrepublik Armenien einzuwandern, um sich dort gänzlich der bildenden Kunst zu widmen.

Wir freuen uns sehr, Herrn Dr. Peter Michel überzeugt zu haben, uns bei dieser Ausstellung kuratorisch zu unterstützen. Uns ist kein Wissenschaftler bekannt, der besser für diese Untersuchungen geeignet wäre. Er hat nicht nur die Sowjetunion bereist, sondern kennt als ehemaliger Chefredakteur der Zeitschrift “Bildende Kunst” viele Künstler. Er stützt sich auf seine künstlerischen Erfahrungen aus der DDR und entdeckt viele Parallelen zum Leben der hier ausgestellten Künstler. Dr. Michel achtet und würdigt auch den Diskurs, den diese Künstler geführt haben. Er hat uns auch geholfen, einen umfangreichen Katalog  für diese Ausstellung vorzubereiten. In diesem Katalog hat er die Einführungen zum Leben und Werk der Künstler geschrieben. Vor den vier Kapiteln zu den einzelnen Künstlern findet der Leser auch einen Dialog, der sowohl unseren Standpunkt als Kuratoren verdeutlicht als auch einige Details über die Beziehungen der Künstler untereinander darstellt.  Um Mariam Aslamazyan, Nikolai Nikogosyan, Harutyun und Armine Kalentz noch besser verstehen zu können, haben wir von jedem kleine Passagen aus dem literarischen Werk übersetzt.

Der Katalog, der alle Kunstwerke dieser Ausstellung farbig abbildet, ist im “dr. ziethen”-Verlag erschienen und liegt im Ausstellungsraum zur Ansicht aus.

  Anlässlich der Ausstellung wurden folgende Leistungen erbracht:

- Von 30 ausgestellten Kunstwerken wurden 25 individuell und fachgerecht gerahmt.

- 10 Kunstwerke wurden bei Restaurator Hayk Howhanisjan fachgerecht gereinigt und restauriert.

- Transport der Kunstwerke nach und von Bamberg.

- Künstlerkataloge und Bücher gesichtet und Katalogbeiträge vorbereitet.

- Beispiele aus literarischem Werk der Künstler in Übersetzung gegeben.

- Kunstwerke fachgerecht fotografiert. - Katalog gestaltet.

- Koordination der Gast- bzw. Schirmherren- und Organisatorenbeiträge (Fr. Beurich, Dr. Pätzold, Herr Minasyan, Herr Schmidt)

- Druckerei-  und Verlagsverhandlungen - Druckbegleitung

- Versicherungslistenerstellung

- Einladungen per Post und durch Email versendet.

- Event erstellt im Facebook und einzelne Einladungen versendet.

- Presseinformationen vorbereitet. An verschiedene Presseagenturen versendet.

- Einführung auf 2 A3 Seiten an der Wand neben der Eingangstür montiert.

- Bildunterschriften als Etiketten ausgedruckt und angebracht. - Gesamte Ausstellungsbilder und Plastiken fachgerecht verpackt.

- Ausstellung nach Kulturhaus Karlshorst transportiert.

- Hängungsbestimmung mit Co-Kurator Dr. Peter Michel.

- Montage der Ausstellung

- Eröffnungsrede bei der Vernissage

- Zahlreiche Interviews   Archi Galentz, Ausstellungskurator  

 

Unter der Schirmherrschaft von Herrn Dr. Martin Pätzold (MdB) und Frau Kerstin Beurich, Kulturstadträtin Berlin-Lichtenberg  

 

Mit freundlicher Unterstützung von:

Bezirksamt Berlin-Lichtenberg, Kulturhaus Karlshorst, Botschaft der Republik Armenien, EUCfA e.V., Galerie InteriorDaSein, Restaurant Yerevan  

 

VIDEOS

https://www.youtube.com/watch?v=495GmCZP2GM&feature=youtu.be (Vernissage in der Galerie im Kulturhaus Karlshorst am 14.05.2016)

https://www.youtube.com/watch?v=fFDsKPyQGlY&feature=youtu.be (Begrüßung: Mikayel Minasyan, 1. Vorsitzende des AEAE e.V.)

https://www.youtube.com/watch?v=x60s2xSIsGE&feature=youtu.be (Eröffnungsrede: Kurator und Künstler Archi Galents)

https://www.youtube.com/watch?v=MgwF9SOgyJo&feature=youtu.be (Grußwort: Kurator und Kunsthistoriker Dr. Peter Michel)  

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