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Der Weg zur Behauptung unserer Identität. 1. Phase unserer Europa-Reise zur Vorstellung des Buches "Manifest".

12-02-2024
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Nach einer sehr angenehmen und regen Analyse in der Präsentation von Mikayel Minasyans wissenschaftlicher Arbeit, „Manifest: Theorie der Verflechtung von Infrastrukturen zwischen Diaspora und Armenien in Jerewan, im Saal des Geschichtsinstituts bei Nationaler Akademie der Wissenschaften der Republik Armenien, fand die Vorstellung desselben Buches im Gemeindesaal bei der Erlöserkirche im Bezirk Berlin-Lichtenberg statt. In der o.a. Veranstaltung waren Jonathan Spangenberg, Vorsitzender des Deutsch-Armenischen Zentralrats (ZAD),  Srbuhi Martirosyan, Vorsitzende des Vereins Deutsch-Armenischer Ärzte in Deutschland, Harutyun Grigoryan, ehemaliger Vertreter der Republik Artsakh in Deutschland, Mitglieder der armenischen Gemeinden in Berlin, Forscher, Reporter, eine Reihe von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie Stephan Heymann, Biophysiker, Arman Khalatyan, Astrophysiker usw. anwesend.

 

Hier geht es aber nicht um die Teilnahme prominenter Persönlichkeiten, sondern um den Atem, die Ausweitung der im Saal herrschenden gesunden ideenreichen Atmosphäre.

 

Das Programm des Abends bestand aus zwei Teilen:

 

1. Die Rede des aus Armenien angereisten Vorsitzenden der Partei „Demokratische Konsolidierung“, Suren Petrosyan, und die anschließende Diskussion mit Armenier:innen aus Berlin.

Petrosyan stellte die gegenwärtige innenpolitische Lage Armeniens, vergangene Fehler, aktuelle Aufgaben und Probleme dar. Auf alle beunruhigenden Fragen der Teilnehmer wurden beruhigende Antworten gegeben. Bei allen Gesprächen herrschte großes Interesse. Alle Fragen waren besorgniserregend, mit Erwartungen des Tuns und auch der Bereitschaft, ihre Teilnahme durch Einsätze von außen an der Stärkung der Heimat der Armenier:innen zu festigen.

 

2. Gedankenaustausch zur Theorie der Verflechtung von Infrastrukturen zwischen Diaspora und Armenien, die im Buch „Manifest“ verankert ist.

Mikayel Minasyan, Autor dieses Manifests, ist Eine der Seelen, die mit dem armenischen Leben leidet, und die Schmerzen und Nöte sowohl in Armenien als auch in der Diaspora gut kennt. Er stellt klar die realen und sichtbaren Wege zur Verwirklichung der Idee zur Einheit zwischen Diaspora und Armenien dar.

 

Zwischen dem Gedankenaustausch und den hitzigen Debatten war Jonathan Spangenberg, Vorsitzender des ZAD, der sich der schmerzlichen Probleme der Armenienfrage durchaus bewusst ist, der diesen Schmerz auch als seinen eigenen ansieht, der sich makellos auf Westarmenisch ausdrückt, der das Manifest auf Armenisch gelesen hat, ist der prominenteste und angesehenste Vertreter der armenischen Gemeinde vor Ort. Er drückt sich klar und deutlich in wundervollem Westarmenisch aus und bezieht sich dabei mit hellem und fundiertem Urteilsvermögen auf die Ansätze des Manifests, um sie umzusetzen. Der Biophysiker Stephan Heymann, der die im Buch dargelegten Theorien bestens kennt, drückt sich in schönem Armenisch aus und nennt seine Überlegungen zur Umsetzung dieser Theorie in die Realität.

 

Heute reden die Armenier über die Sorgen um die Identitätsbewahrung und um die Gefahren vom Identitätsverlust an der nächsten Generation, ich bin aber dadurch überrascht, fasziniert und sehe auch den Respekt der Deutschen nicht nur für unsere Sprache, sondern auch für den Schlüssel zur Lösung unserer Probleme, die für die Bewahrung und Befestigung der armenischen Identität im Ausland vorgeschlagen werden. Viele Menschen äußerten sich: die Armenologin Hasmik Melkonyan, die Herrschaften Harutyun Grigoryan, Artur Mikayelyan, die Reporterin Gayane Arakelyan, Politikwissenschaftler und viele andere Persönlichkeiten. Und ich frage mich, ob es nicht die schmerzhafte Frage ist, die in letzter Zeit von verschiedenen Plattformen gehört wird, dass die „intellektuelle“ Schicht vor den harten Bedingungen und vor Demütigung, die die inkompetenten Führer hervorgerufen haben, das Land verlassen hat, und immer  noch darunter leidet und um jeden Preis versucht von außen zu helfen, um die Heimat zu stärken?!

 

Mit diesem Eindruck, im Chaos schwerer Gedanken, aber auch mit einem Funken Hoffnung, machten wir uns auf den Weg in die niederländische Stadt Utrecht. Unser Begleiter ist ein wunderbarer Armenier, Hayk Aslanyan. Er ist nicht das Oberhaupt der Gemeinde, weder in der Stadt Rosendal noch in Utrecht, aber er engagiert sich für die heilige Sache der Vereinigung der Armenier und des Schutzes der Armenier. Er hilft jedem Menschen, ist willig, hat einen starken Organisationssinn und ein brillantes Verständnis für menschliche Beziehungen, einfach ein echter Armenier. Heute unterstützt und beherbergt er einen Artsakh-Armenier unter seinem Dach. Abgerundet wird sein Bild übrigens durch seine wundervolle traditionelle armenische Familie: seine sanfte Frau Lena, ein Symbol der Freundlichkeit, seine Tochter, sein Sohn, die sich am Kampf für die Bewahrung der armenischen Identität im Ausland einsetzt. Hayk drückt praktische, am gesunden Menschenverstand orientierte Gedanken über die Globalisierung der armenischen Welt aus und ist bereit, den nationalen Schmerz, der ihm widerfahren ist, auf seine Schultern zu nehmen und sich am Überlebenskampf für seine Erlösung zu beteiligen.

 

Auch in Utrecht war das Publikum überfüllt. Die intellektuelle Klasse, die die Küsten der Heimat verlassen hat, ist hier ein Teil, der unter dem Schmerz Armeniens leidet, welche die Heimat zu verschiedenen Zeiten aus den oben genannten und anderen Gründen verlassen haben. In allen Fragen stecken Angst, Schmerz und Besorgnis. Erwartung einer klaren Antwort auf die schwierige, scheinbar unmögliche Frage, was tun und wie es weiter geht?

 

In Brüssel, der Hauptstadt der Europäischen Union, regen uns die gestellten Fragen, die Fragen, welche Antworten erfordern, die Bereitschaft derjenigen, die ihnen mögliche Hilfe anbieten, zum Nachdenken an und finden den Begriff für die sichtbare Verwirklichung der Theorie von Verflechtung der Infrastrukturen zwischen Diaspora und Armenien, die Verwirklichung des Traums einer allarmenischen Welt.

 

Wir verlassen Brüssel mit traurigen, aber gleichzeitig hoffnungsvollen Zeilen, die mir in der Seele trommeln:

 

„…Einzig der Liebe entspringt Erlösung, der Seele, des Herzens, der Heimat Genesung,

Mag eine Handvoll sein die Scharr, lässt Liebe fortan obsiegen

Im Herz der Heimat wiegen, unendlich fortgelebt und wahr,

Klinge mein geflügelt Lied, künde du in allen Landen

Den Armeniern, deren Glaube aus der Asche neu entstande,

Ruf und schrei nach Einigkeit, Eintracht, Einvernehmlichkeit!

Flieg mein Vers zu jedem hin, trag hinaus des Wortes Sinn!“

 

 

Seda Vardazaryan

Redakteurin der wissenschaftlichen Arbeit „Manifest“