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Kranzniederlegung und Andacht: Demonstration und Mahnwache zum Gedenken an die Opfer des Völkermordes an Armeniern

24-04-2021
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Anlässlich des 106. Jahrestages des Völkermordes an den Armeniern im Osmanischen Reich haben am 24. April Abgeordnete des Deutschen Bundestages und Vertreter der Botschaft der Republik Armenien in der Bundesrepublik Deutschland Kränze am Genozid-Kreuzstein zu Berlin niedergelegt. Anschließend hat Archimandrit Yeghishe Avetisyan, Pfarrer der armenischen Gemeinde Berlin, die Seelenmesse abgehalten.

 

     Nach diesem Gedenkakt haben sich die Versammelten in Richtung der CDU-Bundesgeschäftsstelle in Bewegung gesetzt und dort die Regierungspartei zur Solidarität mit der Republik Armenien aufgerufen. Sie haben auch das passive Verhalten der Bundesregierung im Arzach-Krieg kritisiert und beklagt, dass sie nicht im Sinne des Geistes der Armenien-Resolution handelt, die der Bundestag im Jahre 2016 einstimmig beschlossen hatte.

 

     Anschließend sind die Demonstranten zur türkischen Botschaft marschiert. In ihren Auftritten vor der Botschaft haben Dr. Jerayer Koutcharian und Dr. Tessa Hoffmann die Rolle der Jungtürken in der Vernichtung der Armenier hervorgehoben und geo-politischen Parallelen zwischen der damaligen und heutigen Zeit gezogen. 

 

     Zum Schluss hat als Ehrenmitglied des AEAE e. V. Prof. Dr. Martin Pätzold, ehemaliges Mitglied des Deutschen Bundestages, sein schriftliches Grußwort an die Versammelten gerichtet, das Mikayel Minasyan, 1. Vorsitzender des AEAE e. V., verlesen hat.

 

     Nachfolgend der ganze Text im Wortlaut:

 

"Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Armenier,

liebe Freunde der armenischen Gemeinden,

lieber Mikayel,

 

die angespannte Lage im Kaukasus für Armenien, die innenpolitische Situation vor Ort und die fehlende politische Unterstützung in Deutschland und in der Europäischen Union lässt einen traurig zurück.

 

Armenien ist mehr als 100 Jahre nach dem Genozid immer noch ein Staat, der weder moralisch und real die Unterstützung in Europa erfährt, die notwendig wäre, um zu einer positiven nachhaltigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung kommen zu können.

 

Am 2. Juni 2016 habe ich im Deutschen Bundestag zur Anerkennung des Genozids gesprochen. Der Beschluss war historisch, die wirklichen Veränderungen und Verbesserungen für Armenien und die Region kaum messbar. Außer einer Feststellung dessen, dass die Verbrechen an den Armeniern ein Genozid waren, gab es keine nennenswerten Ergebnisse.

 

Bis heute wird nicht in den deutschen Schulbüchern über den armenischen Genozid berichtet. Junge Menschen müssen schon im Internet suchen, um überhaupt auf diese historischen Verbrechen aufmerksam zu machen. Wäre es nicht das Mindeste gewesen, wenigstens dies von deutscher Sicht umzusetzen? Ich glaube schon.

 

Als deutscher Politiker mit armenischen Wurzeln lässt sich mich das beschämt zurück. War doch die Hoffnung groß, dass diese Debatte im Deutschen Bundestag auch wichtige Impulse für die Region freisetzen könnte.

 

Corona und der Konflikt im Bergkarabach haben die Armenier im letzten Jahr schwer gebeutelt. Der Angriffskrieg Aserbaidschans hat tausenden Menschen das Leben genommen und die Heimat genommen. Der Kaukasus ist mehr denn je zu einem Pulverfass geworden.

 

Umso braucht es starke armenische Stimmen.

 

Dir, lieber Mikayel Minasyan, bin ich sehr dankbar, dass Du diese Rolle hier in Berlin und in der gesamten Bundesrepublik Deutschland wahrnimmst. Ich werde weiter an Deiner und Eurer Seite stehen.

 

Bleibt gesund und lasst uns weiter die Stimme erheben für ein Armenien, was endlich in Frieden und Freiheit gedeihen und wachsen kann. Bis dahin ist es – leider! – noch ein langer Weg.

 

gez. Ihr Martin Pätzold"