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Sonderehrungen zur Ehrenmitgliedschaft im AEAE e.V. beim Sommerfest der ev. Paul Gerhardt-Gemeinde in Lichtenberg

23-06-2018
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Am 23. Juni fand alljährliches Sommerfest der Paul-Gerhardt-Gemeinde zu Lichtenberg statt. Der AEAE e.V. hatte wie gewöhnlich eigenen Stand im benachbarten Park an der Erlöserkirche und bat reichhaltige Angebote von armenischer Literatur, Handwerksarbeiten der Schülerinnen und Schüler von der Armenischen Schule zu Berlin, armenischen Weinen usw. an.  Diesjähriges Sommerfest zeichnete sich aber mit Sonderehrungen von zwei Personen aus:  in der Erlöserkirche in Lichtenberg fand der Festakt zur feierlichen Ernennung des Geschäftsleiters der WIPA GmbH Berlin, Herrn Dr. Helmut Suhr und der Pfarrerin der ev. Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde zu Lichtenberg Sapna Joshi zum Ehrenmitglied im Verband der Europäischen und Armenischen Fachleute e.V. – VEuAF (Association of the European and Armenian Experts e.V. – AEAE). 

Die Laudatio hielt und die Ehrenurkunden zusammen mit Ehrenpreisen übergab der 1. Vorsitzende des AEAE e.V. Herr Mikayel Minasyan an die Nominierten. Der Festakt wurde vom Kinderchor der Armenischen Sonntagsschule zu Berlin musikalisch umrahmt. Es wurden auch Gebete des armenischen Geistlichen und Mystikers Nerses Schnorhali (16. Jahrundert n. Ch.)  von den Schützlingen der Armenischen Schule zu Berlin vorgetragen.

Nachstehend - der vollständige Vortrag der Laudatio vom Herrn Mikayel Minasyan.  

 

Erlöserkirche in  Lichtenberg von Berlin, 23.06.2018

 

Liebe Frau Joshi,

Lieber Herr Dr. Suhr,

liebe Schwestern und Brüder,

sehr geehrte Damen und Herren,  

 

herzlich willkommen zu diesem Sommerfest in der ev. Paul-Gerhardt-Gemeinde! Zusammenarbeit und warmherzige nachbarschaftliche Beziehungen sind die Grundlage von gegenseitiger Hilfe und Integration. Die armenische Gemeinde im Osten Berlins fühlt sich diesem nachbarschaftlichen Miteinander verpflichtet. Wir sind eine kleine Gemeinde mit engagierten Mitgliedern, die durch Erfahrungsaustausch und aktive Teilnahme an unseren vielfältigen Programmangeboten das Gemeindeleben bereichern. Unser Akzent liegt auf Bildung und Erziehung unseres Nachwuchses. Das Projekt „Armenische Schule zu Berlin“, das im Jahre 2010 aus der Taufe gehoben wurde, stiftet nicht nur Identität, sondern hebt auch die Gemeinsamkeiten unserer beider Kulturen hervor. Kinder und Jugendliche lernen in den Räumen der Integrationsschule WIPA Berlin armenische Sprache und Geschichte, nehmen am Gesangs- und Tanzunterricht teil. Sie zeigen zugleich ihr Wissen und Können in Theateraufführungen und Wissenswettbewerbe, die auch in deutscher Sprache stattfinden. Diese neuartige Lehrmethode bezeichnet die Zeitung „Berliner Abendblatt“ „Unterricht mal anders“. Das zeigt, wie wir in einer sehr kurzen Zeit von einem einfachen Verein zu einer Gemeinde herangewachsen sind. Und eine armenische Gemeinde wäre ja gar keine Begegnungsstätte für Menschen aus unterschiedlichsten Interessengruppen, wenn sie kein buntes Programm anbieten würde.

Zur Vervollständigung des geistigen, geistlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Lebensvielfalts der Armenier haben wir auch das Projekt „Organisation von Hl. Messen der Armenisch-Apostolischen Kirche im Osten Berlins“ initiiert, welches in regelmäßigen Zeitabständen Hl. Messen in der Erlöserkirche der ev.-Paul-Gerhardt-Gemeinde ausrichtet.

In diesem wunderbaren Gotteshaus haben wir alleine, aber auch gemeinsam mit der ev. Paul-Gerhardt-Gemeinde verschiedene Veranstaltungen erlebt, wie z. B. die Eröffnung der Deutsch-Armenischen Kulturtage im Jahr 2015, gewidmet dem 100. Jahrestag des Völkermordes an den Armeniern, das Sanctus-Konzert, das Solokonzert der Sängerin Lusine Arakelyan, die bereits zu Tradition gewordenen Sommerfeste und weitere armenischen Feste und Feierlichkeiten usw. Das alles wäre überhaupt nicht denkbar, wenn wir keine Freunde und gute Nachbarn hätten, die uns mit Rat und Tat geholfen haben: die Wirtschafts- und Sprachenschule Piyarski in Berlin, kurz „WIPA GmbH“ und die evangelische Paul-Gerhardt-Gemeinde Lichtenberg zu Berlin. Doch hintern Organisationen stehen immer Personen, zu denen enge und freundschaftliche Beziehungen entstanden sind. Hier wollen wir nun vor allem zwei Personen danken.

 

Lieber Herr Dr. Suhr,

in Sachen Integration haben Sie reiche Erfahrungen, die Ihnen auch durch Ihre berufliche Laufbahn zugewachsen sind. Studium und Promotion in Geschichte an der Martin-Luther-Universität Halle/Saale, berufliche Stationen im Ministerium für Bildung und Wissenschaft und in der gemeinsamen Einrichtung der neuen Bundesländer für Bildung und Wissenschaft. Und nun Schulleiter und Geschäftsleiter in der Integrationsschule WIPA Berlin. Seit 2005 sind Sie Leistungsmitglied von „pro Integration Deutschland“ und seit 2010 Fachgruppenvorsitzender der Sprachenschulen im Verband deutscher Privatschulverbände in Deutschland. Als ich Sie zusammen mit dem damaligen Vorsitzenden des Zentralrates der Armenier in Deutschland, Herrn Azat Ordukhanyan, im Jahr 2010 in Ihrem Büro besucht habe und unser Anliegen, nämlich die Gründung einer Armenischen Sonntagschule vorgetragen habe, habe ich eigentlich gedacht, ich bitte Sie um das genaue Gegenteil zur Integration, um eine identitätsstiftende Maßnahme für Armenier. Und ich gebe zu, ich war skeptisch, ob die Zusammenarbeit überhaupt zustande kommen würde. Sie haben mich jedoch mit Ihrer Argumentation damals beeindruckt: Sie haben gemeint, die Integration sei keine Einbahnstraße, sondern  erfordere die Auseinandersetzung mit der betroffenen Person, deren Wurzeln eigentlich in der eigenen Identität lägen. Und nur durch die Entfaltung des eigenen „Ich“s sei eine erfolgreiche Integration in die deutsche Gesellschaft möglich. Sie hatten Recht! Unsere ersten Schützlinge hatten beinahe die armenische Sprache vergessen, bevor sie in unsere Sonntagsschule gekommen sind. Das Kuriose ist aber, dass sie auch die deutsche Sprache nicht wie ihre Muttersprache beherrscht haben. Mit der Zeit hat unser Nachwuchs gelernt, beide Sprachen aufeinander zu beziehen und zu vertiefen. Fazit: Viele von ihnen haben ihre Deutschkenntnisse verbessert, und zeigen reges Interesse an der deutschen Geschichte und Kultur. Unsere Sonntagsschule ist seit acht Jahren in Betrieb, weil Sie, Herr Dr. Suhr, die Einrichtungen und technische Ausrüstungen der WIPA GmbH unseren Mitgliedern unentgeltlich zur Verfügung gestellt und Unterrichtstunden ermöglicht haben. Dafür danken wir Ihnen ganz herzlich. Erlauben Sie mir, als Dank und Anerkennung für Ihre Verdienste um die Armenische Schule zu Berlin diesen Preis zu verleihen und Sie hiermit zum Ehrenmitglied im Verband der Europäischen und Armenischen Fachleute e.V. zu ernennen!  

 

Liebe Frau Joshi,

im letzten Jahr haben wir gemeinsam seine Eminenz Karekin Bekdjian, ehemals Primas der Diözese der Armenisch-Apostolischen Kirche in Deutschland, und Herrn Prof. Dr. Martin Pätzold, ehemaliger Abgeordnete des Deutschen Bundestages, zum Ehrenmitglied in unserem Verein ernannt. So ist eine denkwürdige Tradition entstanden. Sie, liebe Pfarrerin Joshi, gehören zu den Geistlichen, die von Geburt an berufen sind, Brücken zwischen Menschen zu bauen – auch wenn Sie kein „Pontifex“ heißen. Sie sind das Kind eines indischen Vaters und einer deutschen Mutter. Die Taufe haben Sie mit 19 Jahren empfangen. Sie haben Theologie an der Humboldt-Universität studiert und im Anschluss in Beirut, wie Sie pflegen zu sagen, die vielfältigen christlichen Traditionen des Mittleren Osten kennen und schätzen gelernt. Ihre ersten Erfahrungen mit den armenischen Gemeinden haben Sie auch in Libanon gemacht. Sie sind nun seit sechs Jahren in der ev. Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde Pfarrerin und heute sind Sie wieder mit uns, mit Armeniern. Armenier sind eines der ältesten christlichen Völker der Welt, und Armenien hat das Christentum als erstes Land der Welt im Jahr 301 zur Staatsreligion erhoben. Viele Spuren dieser Kultur führen nach Europa und nach Deutschland. Wie Sie einmal in Ihrer Rede bemerkt haben, liegen die Wurzeln der christlichen Traditionen im Osten, darunter auch in Armenien. Und vielleicht ist die christliche Nächstenliebe der Antrieb gewesen, dass Sie unserem Ersuchen nach Benutzung der Erlöserkirche und des benachbarten Gemeinderaumes entgegengekommen sind, als der Erzbischof und ich vor genau 5 Jahren bei Ihnen diesbezüglich in Ihrem Arbeitszimmer vorgesprochen haben. Seitdem haben wir unzählige Gottesdienste und kulturelle Veranstaltungen hier organisiert und durchgeführt. Dafür danken wir Ihnen sehr herzlich. Erlauben Sie mir, als Dank und Anerkennung für Ihre Verdienste um die Vertiefung der deutsch-armenischen Glaubensfreundschaft diesen Preis zu verleihen und Sie hiermit zum Ehrenmitglied im Verband der Europäischen und Armenischen Fachleute e.V. zu ernennen!  

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!  

 

Mikayel Minasyan  

1. Vorsitzende des AEAE e.V.             

 

 

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Chorlied "Segen des Patriarchen"

Vater unser im Himmel...

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