Schule: Hier lernen junge Armenier ihre Kultur kennen

Wenn in der Lichtenberger Schottstraße jeden Sonntag um 11 Uhr die Schule beginnt, ist nicht nur der Wochentag recht ungewöhnlich: Allgemein kaum bekannte Orte wie Jerewan stehen hier Zentrum, die ABC-Schützen lernen Buchstaben wie „Ayb“ und „Za“ und im Geschichtsunterricht wird der Historiker Moses von Choren behandelt. Willkommen an der Armenischen Schule zu Berlin.

Vielfältiger Unterricht

Seit fast fünf Jahren vermittelt die armenische Gemeinde ihrem Nachwuchs in den Räumen der Privaten Wirtschafts- und Sprachenschule Berlin (WIPA) Grundlagen ihrer Sprache und Kultur: 32 Schüler im Alter von sechs bis 25 haben sich hier etwa auch für Unterricht im Singen und Tanzen angemeldet. „Es ist wichtig, dass Kinder und Jugendliche ihre Kultur kennenlernen und sich in die hiesige Gesellschaft integrieren“, erklärt Mikayel Minasyan von der zuständigen armenischen Gemeinde. Unterrichtet wird von fachlichen Experten: So kann Tanzlehrer Arshak Ghalumyan auf Engagements beim Staatsballett Berlin zurückblicken und Geschichtslehrer Tigran Petrosyan schreibt derzeit seine Doktorarbeit. Sein Unterricht hat in letzter Zeit wieder eine hohe Aktualität: Das Plädoyer der Anwältin Amy Clooney vor dem Europäischen Menschenrechts-Gerichtshof, die massenhafte Tötung von Armeniern im Osmanischen Reich als „Völkermord“ zu bezeichnen, erfuhr breite mediale Aufmerksamkeit – wohl auch, weil ihr Ehemann der Hollywood-Star George ist. Das Verbrechen, das sich in diesem Jahr zum 100. Mal jährt, sei „natürlich zentral für uns“, meint Minasya:. „Aber die Geschichte Armeniens besteht nicht nur aus dem Genozid, sondern aus vielen Höhen und Tiefen, die ebenfalls Gegenstand des Unterrichts sind.“ Ihre Lern­erfolge nicht nur in diesem Unterricht können sich die Schüler dann schließlich offiziell bescheinigen lassen: Seit 2011 nimmt das Zentrum für Armenische Studien an der Universität Halle/Wittenberg Abschlussprüfungen ab, nach deren Bestehen Zeugnisse an die Prüflinge übergeben werden. Philip Aubreville / Bild: AEAE e. V.   Quelle: http://www.abendblatt-berlin.de/2015/02/15/unterricht-mal-anders/