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Große Friedensdemonstration zum Schutz Arzachs Bevölkerung

29-09-2020
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  • Am 30. September fand eine große Demonstration vor dem Bundeskanzleramt in Berlin statt, welche von der Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland und vom Zentralrat der Armenier in Deutschland e. V. organisiert und vom AEAE e. V. und von der Armenischen Kirchen und Kulturgemeinde Berlin unterstützt wurde. Über 700 Teilnehmer*innen, die aus allen deutschen Bundesländern in Berlin mit Bussen eingereist waren, waren sehr um die neuerliche Gewalteskalation in Berg-Karabach und an der armenisch-aserbaidschanischen Grenze besorgt. Die Veranstaltung begann mit einem gemeinsamen Gebet und mit einem geistlichen Gesang, den die versammelten fünf Pfarrer der armenischen Gemeinden in Deutschland unter der Einleitung des Archimandriten Vater Yeghishe Avetisyan aufführten. Die Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland und der Zentralrat der Armenier in Deutschland bereiteten ein gemeinsames Anforderungsschreiben vor, das an die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel gerichtet war. Dieses Schreiben und ein weiterer Brief vom Ehrenmitglied des AEAE e. V. Prof. Dr. Martin Pätzold (MdB 2013-2017) wurden vor dem Publikum laut vorgelesen und in einem Briefumschlag zur Weiterreichung an die Empfängerin den Sicherheitsbehörden übergeben. An die Demonstrant*innen wandte sich in seinem Schreiben auch der Vertreter der Republik Arzach (Berg-Karabach) in Deutschland Herr Harutyun Grigoryan, das auch vom 1- Vorsitzenden des AEAE e.V. Herrn Mikayel Minasyan laut vorgetragen wurde. Sein Grußwort und seine Solidarität zu den Demonstranten bekundete der Ex-Weltboxmeister Arthur Abraham. Danach traten die armenischen Vertreter verschiedener Gemeinden und Organisationen auf und erläuterten ihre Standpunkte zum ausgebrochenen Krieg in Arzach und an der armenisch-aserbaidschanischen Grenze. Ihre Solidarität zu Armeniern bekundeten auch Vertreter der syrisch-kurdischen Gemeinde und jesidischen Gemeinde. An Demonstration waren auch Griechen, Serben und Russen anwesend. Die Demonstration wurde musikalisch von Opernsängerin Stefania Kurtikian und vom Sänger Artak Kirakosyan umrahmt. Rechtliche Aspekte dieses Konflikts erläuterte das Vorstandsmitglied der Armenisch-Deutschen Juristenvereinigung Herr Khachatur Harutyunyan. In einer spontanen Rede bekundete die Bundestagabgeordnete Gisela Manderla (CDU) ihre Solidarität mit den Demonstrant*innen und mit Arzach. Von den Demo-Teilnehmer*innen wurden Gedichte vorgetragen und Briefe vorgelesen, gerichtet an eigene Angehörigen in Armenien und Arzach. Es wurden von den Demonstranten immer wieder skandiert: "Frieden für Arzach!" "Unabhängigkeit für Arzach!", "Aliyev, Erdogan, Hände weg von Arzach!"

 

Nachstehend- der vollständige Text des Ehrenmitglieds am AEAE e. V. Herrn Prof. Dr. Martin Pätzold:

 

Association of the European and Armenian Experts e. V. - AEAE
(Verband der Europäischen und Armenischen Fachleute e. V.)

Linienstraße 126

10115 Berlin

 

 

Frau Bundeskanzlerin

Dr. Angela Merkel 

Bundeskanzleramt

Willy-Brandt-Straße 1

 

10557 Berlin

 

                                                    30. September 2020

 

 

Krieg im Südkaukasus: Handeln der Bundesregierung notwendig

 

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

 

die Bilder aus Bergkarabach sind besorgniserregend: Die Bundesrepublik Deutschland muss alles dafür tun, einen Krieg im Kaukasus zu verhindern. Zivilsten sterben jetzt schon, Städte werden bombardiert und Panzer rollen. Jetzt muss klar die Stimme erhoben und deutlich gemacht werden, dass es nicht zu einem Stellvertreterkrieg in der Region kommen darf. Jeder Tag Krieg wird zum Tod von Zivilisten führen. Dies gilt es zu verhindern.

 

Als ehemaliger Bundestagsabgeordneter mit armenischen Wurzeln bitte ich Sie, Ihre ganze Kraft darauf aufzuwenden, Frieden in der Region zu ermöglichen. Folgende Handlungen sind nach meiner Auffassung dafür notwendig:

 

  • Das sofortige Einstellen jeglicher Kriegshandlungen in der Region. Die Bundesrepublik Deutschland muss gemeinsam mit der Europäischen Union deutlich machen, dass Verstöße dagegen mit Sanktionen bedacht werden.

 

  • Wiederaufnahme und Rückkehr der beteiligten Länder an den Verhandlungstisch unter Moderation der Europäischen Union.

 

Mit herzlichen Grüßen

 

Prof. Dr. Martin Pätzold

- Ehrenmitglied -

 

Nachstehend ist ein weiterer vollständiger Text des gemeinsamen Schreibens von der Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland und vom Zentralrat der Armenier in Deutschland e. V. :

 

 

Zentralrat der Armenier in Deutschland e. V.

Postfach 703040

60567 Berlin

 

 

 

 

Frau Bundeskanzlerin

Dr. Angela Merkel 

Bundeskanzleramt

Willy-Brandt-Straße 1

 

10557 Berlin

 

                                                     29. September 2020

 

 

Krieg im Südkaukasus

 

 

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

 

seit Sonntag früh greift die aserbaidschanische Armee Städte in Artzach (Berg-Karabach) und in der Republik Armenien aus der Luft und vom Boden an. 

 

Mehrere Zivilisten und Soldaten sind bereits getötet und Dörfer zerstört worden. Die militärischen Operationen dauern unvermindert an.

 

Die Lage verschärft sich zudem durch die tätliche Unterstützung der Türkei. Die türkische Regierung unterstützt militärisch und logistisch die aserbaidschanischen Streitkräfte. Es ist nicht auszuschließen, dass türkische Soldaten und Terrorkämpfer aus Syrien und Libyen selbst in den Kampfhandlungen unmittelbar eingebunden sind.

 

Die Anzeichen für eine bevorstehende aserbaidschanische Kriegshandlung hatten sich bereits seit geraumer Zeit verdichtet:

 

- Im August dieses Jahres haben türkisch-aserische Armeen entlang der armenisch-aserbaidschanischen Grenze breit angelegte Militärübungen abgehalten.

 

- Seit Langem heizt der türkische Präsident mit eindeutiger Parteinahme und der Zusicherung uneingeschränkter Hilfe für Aserbaidschan die Stimmung zusätzlich an.

 

- Ab 1. Oktober sollten OSZE-Beobachter die Grenze auf beiden Seiten beobachten, doch die aserbaidschanische Regierung hat den Besuch der OSZE-Beobachter abgelehnt.

 

- Auf der Generalversammlung der Vereinten Nationen hat der aserbaidschanische Präsident offen vom Krieg gesprochen.

 

Offenkundig setzt Aserbaidschan auf militärische Eskalation und lehnt jede Verhandlungslösung ab.

 

Das erneute und bislang heftigste Aufflammen dieses Krieges destabilisiert diese ohnehin fragile Region und bedroht das Leben von Hunderten und Tausenden Zivilistinnen und Zivilisten.

 

Die wiederholte Aggression Aserbaidschans gegen Artzach und gegen Armenien lässt keinen Zweifel daran, dass die wirksamste Reaktion der internationalen Gemeinschaft auf Aserbaidschans Versuche, den Konflikt immer wieder mit Krieg lösen zu wollen, die völkerrechtliche Anerkennung der Republik Artzach (Berg-Karabach) ist.

 

Wir fordern die Bundesregierung auf:

 

  1. Den aserbaidschanischen Angriff klar zu verurteilen und die laufenden Menschenrechtsverletzungen an die Zivilbevölkerung anzuprangern.

 

  1. Mäßigend auf die türkische Regierung zu wirken und notfalls Sanktionen gegen Ankara zu verhängen.

 

  1. Die aserbaidschanische Seite aufzufordern, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, um den Konflikt friedlich zu lösen - zum Wohle der Menschen und im Interesse der Region. 

 

Mit vorzüglicher Hochachtung

 

S. E. Bischof Serovpé Isakhanian

Primas der Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland 

 

Dr. Schawarsch Owassapian                          

Vorsitzender des Zentralrates Der Armenier in Deutschland e. V.